BGM-Lexikon: Zentrale Begriffe einfach erklärt

Im Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) gibt es jede Menge Fachbegriffe. Da verliert man schnell den Überblick. In unserem kleinen BGM-Lexikon erklären wir die wichtigsten Begriffe verständlich und praxisnah. Perfekt für einen leichten Einstieg.
Sechs Personen sitzen und stehen um einen Tisch herum und schauen auf einen Laptop. Eine Person erklärt den anderen gerade etwas.
Foto: Hillary Fox
BGM vs. BGF Unterschied

Das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) umfasst die strategische und systematische Verankerung von gesundheitsfördernden Maßnahmen und Prävention im Unternehmen. BGM besteht aus den drei Säulen Arbeits- und Gesundheitsschutz, Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) und Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF). BGM legt den systematischen und ressortübergreifenden Rahmen für die drei Säulen fest. Das Ziel: BGM ganzheitlich in bestehende Leitbilder, Strukturen und Prozesse integrieren.

 

Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) ist also ein Teilbereich von BGM, der sich auf konkrete gesundheitsfördernde Maßnahmen und Programme konzentriert. Zum Beispiel Bewegungskurse, Stressmanagement oder Ernährungsworkshops, gesundes Kantinenessen, ergonomische Arbeitsplatzgestaltung oder Schulungen für Führungskräfte zum Thema Gesundheit am Arbeitsplatz.

Weitere Infos zu den drei BGM-Säulen gibt es auf der Seite "Was ist BGM?

Digitale Betriebliche Gesundheitsförderung

Digitale Betriebliche Gesundheitsförderung umfasst alle digitalen Maßnahmen, die darauf abzielen, die Gesundheit und das Wohlbefinden von Beschäftigten zu fördern. Sie nutzt dafür etwa Gesundheitsapps, Online-Kurse, Portale, Wearables oder virtuelle Coachings, um gesundheitsbewusstes Verhalten zu unterstützen. Dabei können Unternehmen Themen wie Bewegung, Ernährung, Stressmanagement oder mentale Gesundheit adressieren. Der Vorteil von digitalen Lösungen: Sie lassen sich individuell an die Bedürfnisse der User:innen anpassen. Beschäftigte können sie außerdem flexibel und ortsunabhängig nutzen.

Eine Hand mit Smartphone, die auf einer Hose abliegt.
Digitale BGM-Tools fügen sich nahtlos in den Alltag von Beschäftigten ein.
Employee Assistant Programm

Ein Employee Assistance Program (EAP) ist ein betriebliches Unterstützungsangebot, das Beschäftigte bei beruflichen und privaten Herausforderungen unterstützt. Dazu gehören vertrauliche Beratungen zu Themen wie psychische Gesundheit, Stressbewältigung, Sucht, finanzielle Probleme oder familiäre Konflikte. Die Unterstützung erfolgt durch externe oder interne Fachkräfte per Telefon, Online-Beratung oder persönliche Gespräche. Ziel ist es, das Wohlbefinden der Mitarbeitenden zu fördern, ihre Leistungsfähigkeit zu erhalten und langfristig die Unternehmenskultur sowie die Produktivität zu stärken.

Ergonomie

Ergonomie am Arbeitsplatz bezeichnet die optimale Gestaltung von Arbeitsumgebungen, um Gesundheit, Wohlbefinden und Produktivität der Mitarbeitenden zu fördern. Sie umfasst die Anpassung von Möbeln, Arbeitsmitteln und -abläufen an die körperlichen und kognitiven Bedürfnisse der Beschäftigten. Wichtige Aspekte sind eine ergonomische Sitzhaltung, höhenverstellbare Schreibtische, angemessene Beleuchtung sowie die Reduzierung von einseitigen Belastungen und Zwangshaltungen. Ziel ist es, Muskel-Skelett-Erkrankungen, Ermüdung und Stress zu minimieren – und die Leistungsfähigkeit von Beschäftigten nachhaltig zu gewährleisten.

Zwei Beschäftigte stehen an einem weißen, höhenverstellbaren Schreibtisch und unterhalten sich.
Höhenverstellbare Schreibtische sorgen für Abwechslung beim Sitzen.
Gesundes Führen

Gesundes Führen bezeichnet einen Führungsstil, der das Wohlbefinden, die Motivation und die Gesundheit von Beschäftigten aktiv fördert. Führungskräfte übernehmen dabei eine Vorbildfunktion, indem sie wertschätzend kommunizieren, für ein positives Arbeitsklima sorgen und gesundheitliche Ressourcen stärken. Dazu gehören Maßnahmen wie eine ausgewogene Work-Life-Balance, die Vermeidung von Überlastung, konstruktives Feedback und die Unterstützung bei Stressbewältigung. Ziel ist es, die physische und psychische Gesundheit der Mitarbeitenden zu erhalten und gleichzeitig deren Leistungsfähigkeit sowie die langfristige Unternehmenserfolge zu sichern.

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Gesundheitsförderung

Gesundheitsförderung zielt darauf ab, Menschen zu befähigen, mehr Kontrolle über ihre Gesundheit zu erlangen und sie selbstbestimmt zu verbessern. Der Begriff stellt die Ressourcen und Potenziale für Gesundheit in den Mittelpunkt – anstatt sich ausschließlich auf Krankheitsvermeidung zu konzentrieren.

 

Das Konzept betont soziale Chancengleichheit, die Reduktion gesundheitlicher Ungleichheiten und eine enge Zusammenarbeit verschiedener gesellschaftlicher Bereiche. Maßnahmen umfassen gesetzliche Regelungen, Gesundheitsverträglichkeitsprüfungen sowie strukturelle Verbesserungen in den Lebens- und Arbeitsbedingungen.

 

Die Grundprinzipien der Gesundheitsförderung wurden in der Ottawa-Charta (1986) und Jakarta-Erklärung (1997) festgehalten und betonen die Bedeutung eines ganzheitlichen, sozioökologischen Verständnisses von Gesundheit, das individuelle, soziale und politische Interventionen vereint.1

Gesundheits-Krankheits-Kontinuum

Das Gesundheits-Krankheits-Kontinuum – auch als HE-DE-Kontinuum bezeichnet – beschreibt Gesundheit und Krankheit nicht als dichotome Zustände, sondern als fließendes Spektrum. Beschäftigte können sich in unterschiedlichen Phasen zwischen vollkommener Gesundheit und manifesten Krankheiten befinden.

 

Gesundheit und Krankheit werden im salutogenetischen Ansatz als fließende Zustände entlang eines Kontinuums betrachtet, das sich zwischen den Polen völliger Gesundheit („Health-Ease“) und vollständiger Krankheit („Health Dis-Ease“) erstreckt. Dieses Konzept betont, dass Menschen selten vollständig gesund oder krank sind, sondern sich in wechselnden Stadien zwischen diesen Extremen befinden, die durch individuelle und umweltbedingte Faktoren beeinflusst werden.

 

Die Balance zwischen salutogenetischen (gesundheitsfördernden) und pathogenetischen (krankheitsfördernden) Prozessen bestimmt dabei den Gesundheitsstatus. Gesundheit ist ein dynamischer Prozess, der sowohl objektive Befunde als auch subjektive Empfindungen umfasst und sich ständig neu ausbalanciert. Ein umfassendes Verständnis erfordert die Berücksichtigung biografischer, sozialer und psychischer Faktoren, wobei Entwicklung in Richtung Gesundheit stets möglich bleibt, selbst in schweren Krankheitsphasen.2

Leitfaden Prävention

Der Leitfaden Prävention (Kapitel 6) des GKV-Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenkassen gibt Unternehmen Orientierung für die Umsetzung von Maßnahmen zur Gesundheitsförderung und Prävention. Er definiert verbindliche Handlungsfelder und Qualitätskriterien für BGF-Maßnahmen. Auf seiner Grundlage wird entschieden, ob betriebliche Maßnahmen gefördert oder bezuschusst werden. Die Krankenkassen sind für die Umsetzung der Maßnahmen verantwortlich. Sie dürfen nur solche unterstützen, die den im Leitfaden festgelegten Kriterien entsprechen.3

 

Der GKV-Spitzenverband stellt Fördermittel für Betriebe bereit, die innovative und nachhaltige Gesundheitsprojekte umsetzen möchten. Unternehmen können entsprechende Anträge stellen und finanzielle Unterstützung erhalten.

Zwei Personen sitzen am Ende ihrer Yoga-Matte und unterhalten sich miteinander.
Zertifizierte Yoga-Präventionskurse werden von vielen gesetzlichen Krankenkassen bezuschusst.
Präsentismus & Absentismus

Präsentismus und Absentismus beschreiben zwei problematische Verhaltensweisen im Arbeitskontext. 

 

  • Präsentismus bedeutet, dass Beschäftigte trotz Krankheit oder eingeschränkter Leistungsfähigkeit zur Arbeit erscheinen, was die eigene Gesundheit weiter beeinträchtigen und die Produktivität senken kann.

 

  • Absentismus hingegen bezeichnet das wiederholte, häufig unbegründete Fernbleiben von der Arbeit, etwa durch Krankheit, Demotivation oder Unzufriedenheit. Beide Phänomene können negative Folgen für Unternehmen haben, indem sie Kosten erhöhen, die Arbeitsqualität mindern und das Betriebsklima belasten.
Primär-, Sekundär- und Tertiärprävention
  • Primärprävention: Ziel ist es, Krankheiten zu verhindern, bevor sie entstehen. Im Betrieb bedeutet dies beispielsweise ergonomische Arbeitsplatzgestaltung oder Sportangebote zur Förderung der körperlichen Fitness.

 

  • Sekundärprävention: Diese Maßnahmen zielen darauf ab, Krankheiten frühzeitig zu erkennen und das Fortschreiten zu verhindern. Im betrieblichen Kontext sind dies Gesundheits-Checks oder Vorsorgeuntersuchungen.

 

  • Tertiärprävention: Hier geht es darum, die Verschlimmerung bestehender Erkrankungen zu verhindern und die Lebensqualität zu verbessern. Beispiele sind Reintegrationsprogramme für chronisch erkrankte Mitarbeiter.

Weitere Infos zu den Präventionsstufen gibt es auf der Seite “Maßnahmenplanung

Psychische Gefährdungsbeurteilung

Die psychische Gefährdungsbeurteilung ist ein gesetzlich vorgeschriebenes Verfahren zur Identifikation und Bewertung psychischer Belastungen am Arbeitsplatz. Sie analysiert Faktoren wie Arbeitsdruck, Stress, Monotonie, soziale Beziehungen oder Arbeitsorganisation, die die mentale Gesundheit der Mitarbeitenden beeinflussen können. Ziel ist es, gesundheitliche Risiken frühzeitig zu erkennen und geeignete Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu entwickeln. Dadurch sollen Stress, Burnout und andere psychische Erkrankungen vermieden und langfristig die Arbeitszufriedenheit und Leistungsfähigkeit gefördert werden.

Resilienz

Resilienz im Kontext des Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) bezeichnet die psychische Widerstandsfähigkeit von Mitarbeitenden gegenüber Stress, Belastungen und Veränderungen im Arbeitsumfeld. Sie hilft, Herausforderungen wie hohe Arbeitsanforderungen, Konflikte oder Krisen besser zu bewältigen und gesund zu bleiben. Unternehmen können Resilienz durch gezielte Maßnahmen wie Achtsamkeitsprogramme, Stressmanagement-Trainings oder eine wertschätzende Führungskultur stärken. Eine hohe Resilienz fördert die mentale Gesundheit, steigert die Leistungsfähigkeit und reduziert krankheitsbedingte Ausfälle.

Steuerlicher Freibetrag BGF

Bis zu 600 Euro pro Arbeitnehmer:in und Jahr kann ein Unternehmen für Maßnahmen der Gesundheitsförderung steuer- und sozialabgabenfrei investieren – sofern diese den Anforderungen des Leitfadens Prävention entsprechen. Welche Leistungen steuerbefreit sind und welche von der Steuerbefreiung ausgeschlossen sind, erfahren Sie auf der Seite “Nutzen & Vorteile”.

Verhaltens- und Verhältnisprävention

In der betrieblichen Gesundheitsförderung unterscheidet man zwei Ansätze zur Prävention von Berufskrankheiten und Krankheitsausfällen.

 

  • Verhaltensprävention: Maßnahmen, die das Gesundheitsverhalten von Individuen positiv beeinflussen sollen, etwa durch Aufklärung über gesunde Ernährung oder Stressbewältigung.

 

  • Verhältnisprävention: Diese zielt auf die Veränderung der Arbeitsumgebung und Arbeitsbedingungen ab, etwa durch ergonomische Arbeitsplätze oder die Reduktion von Lärmquellen.
Zentrale Prüfstelle Prävention (ZPP)

Prävention ist wichtig, deshalb fördern die gesetzlichen Krankenkassen Gesundheitskurse. Aber: Wenn es um die Gesundheit von Beschäftigten geht, muss die Qualität stimmen. Dafür sorgt die Zentrale Prüfstelle Prävention (ZPP). Im Auftrag aller gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland prüft und zertifiziert sie Gesundheitskurse und -programme. Sie stellt sicher, dass sie den Vorgaben und Qualitätskriterien des aktuellen Leitfadens Prävention (GKV Spitzenverband) entsprechen. Erfüllt ein Kurs alle Kriterien, erhält er das Prüfsiegel “Deutscher Standard Prävention”. Kurse mit diesem Siegel sind wirksam, nachhaltig und für Anfänger:innen geeignet.4

1
BZgA (2018): Leitbegriffe – Gesundheitsförderung
2
BZgA (2022): Leitbegriffe – Gesundheits-Krankheits-Kontinuum
3
GKV Spitzenverband (2023): Leitfaden Prävention
4
Zentrale Prüfstelle Prävention